Es ist nicht deine Schuld: CFT Grundlagen

In der Compassion-Focused Therapy (CFT) von Paul Gilbert und anderen wie Russel Kolts wird die Aussage „du bist nicht schuld daran, wie du reagierst“ in einem psychologisch und evolutionär fundierten Kontext verstanden. Gemeint ist, dass viele unserer emotionalen und verhaltensmäßigen Reaktionen durch biologische und soziale Bedingungen geformt sind, die außerhalb unserer bewussten Kontrolle liegen. Hier einige der zentralen CFT-Aussagen:

  1. Evolutionäre Entwicklung: Unsere emotionalen Systeme haben sich über Jahrtausende entwickelt und dienen dem Überleben. Gefühle wie Angst, Wut oder Scham haben ursprünglich Schutzfunktionen, um uns vor Gefahren zu bewahren, uns in sozialen Gruppen zu integrieren oder unser Verhalten zu regulieren. Diese Reaktionen wurden nicht von uns bewusst ausgewählt, sondern sind ein Erbe unserer evolutionären Geschichte.

  2. Soziales Lernen und Prägungen: Von Geburt an werden wir in einer bestimmten Kultur, Familie und Gesellschaft sozialisiert. Traumatische Erlebnisse, familiäre Dynamiken oder prägende Erfahrungen formen, wie wir auf Stress und andere Herausforderungen reagieren. Diese Prägungen können automatische Reaktionen hervorrufen, für die wir uns oft selbst verurteilen, obwohl sie meist unbewusst und reflexionsfrei ablaufen.

  3. Biopsychosoziale Bedingungen: Faktoren wie genetische Dispositionen, neurobiologische Prozesse und Umweltbedingungen beeinflussen unser Verhalten erheblich. Menschen mit einer genetischen Anfälligkeit für Depressionen, Angst oder andere emotionale Herausforderungen haben häufig weniger Kontrolle über ihre Reaktionen.

  4. Selbstmitgefühl als Alternative zur Schuldzuweisung: In der CFT wird das Konzept des Selbstmitgefühls genutzt, um eine Haltung der Akzeptanz und Freundlichkeit gegenüber den eigenen schwierigen Emotionen und Verhaltensweisen zu fördern. Der Fokus liegt darauf, dem eigenen Erleben und Verhalten mit Wohlwollen und Verständnis zu begegnen, anstatt sich für die eigenen Reaktionen zu verurteilen. Dies kann helfen, einen Umgang mit belastenden Gefühlen zu finden und neue, weniger selbstkritische Wege des Umgangs zu entwickeln.

Indem die CFT betont, dass wir nicht schuld an unseren automatisierten Reaktionen sind, lädt sie dazu ein, diese mitfühlend zu akzeptieren und konstruktiv zu verändern, anstatt sich selbst mit Vorwürfen zu belasten.

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