Es ist nicht deine Schuld: Uns annehmen und verändern können (CFT)

Die Compassion-Focused Therapy (CFT; Gilbert u.a.) hilft uns, zwischen „Schuld“ und „Verantwortung“ zu unterscheiden. Diese Unterscheidung macht es uns leichter, uns selbst zu akzeptieren und gleichzeitig Spielraum für Wachstum und Veränderung zu entdecken.

  1. Schuld: In der CFT wird der Begriff „Schuld“ als eine wertende Haltung verstanden, die mit moralischen Vorwürfen oder Selbstverurteilungen einhergeht. Schuld wird dabei oft als das Empfinden beschrieben, für eine Situation oder ein Verhalten rein persönlich und bewusst verantwortlich zu sein, unabhängig von äußeren oder inneren Umständen. Die Aussage „du bist nicht schuld daran, wie du reagierst“ hilft, solche häufig hinderlichen Konzepte zu entkräften. Denn wir reagieren meist nicht bewusst oder freiwillig auf eine Weise, die uns selbst oder anderen schadet. Vielmehr liegen unseren Verhaltensmustern zumeist automatische emotionale Reaktionen und unbewusste Prägungen zu Grunde, die außerhalb unserer unmittelbaren Kontrolle liegen. Wenn wir dies berücksichtigen, können wir freundlichere Haltungen uns selbst gegenüber einnehmen, leichter Veranwortung für unser Verhalten übernehmen und dem folgen, was uns von Herzen wichtig ist.

  2. Verantwortung: Statt von „Schuld“ spricht die CFT über „Verantwortung“. Damit ist eine achtsame, akzeptierende Haltung gemeint, die die eigenen Reaktionen und das daraus resultierende Verhalten anerkennt. Verantwortung bedeutet zu erkennen, dass man zwar nicht absichtlich so reagiert hat, man aber dennoch die Wahl hat, wie man mit den eigenen Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen in der Zukunft umgeht. Es geht darum, Schritte zur Selbstfürsorge und Veränderung zu unternehmen, statt sich selbst für vergangene oder aktuelle Reaktionen zu verurteilen.

  3. Praktische Anwendung von Verantwortung ohne Schuldzuweisung: Selbstmitgefühl, Selbstakzeptanz und das Verständnis für die eigenen Hintergründe (wie biologische, psychologische und soziale Faktoren) helfen uns, unsere Verhaltensmuster bewusster wahrzunehmen und unser Handeln daran auszurichten, was für uns wirklich wichtig ist. Wir können Verantwortung übernehmen und so positive Veränderungen anstoßen – beispielsweise durch das Erlernen neuer Strategien zur Emotionsregulation oder durch den Aufbau eines unterstützenden Netzwerks.

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