Das Gute Leben

Der folgende Text wurde erstellt, um in eine stationäre gruppentherapeutische Behandlung einzuführen.

Das Gute Leben
Orientiert am „Guten Leben“ wollen wir Sie dabei unterstützen, eigenes Erleben und Verhalten besser wahrzunehmen und bewusst zu handeln. Sie werden angeregt, neu herauszufinden, „wer oder was Ihnen von Herzen wichtig ist“ und sich um die bestmögliche Version der eigenen Person zu bemühen.
Letztlich geht es darum, in Einklang mit den eigenen Werten und Überzeugungen zu handeln, ohne sich von belastenden Gedanken und Gefühlen vom richtigen Handeln abhalten zu lassen. Dies beschreibt kein unerreichbares Ideal oder Perfektion, sondern vielmehr handlungsleitende Haltungen, die von persönlichen Werten, Mitgefühl und Lebensfreude geprägt werden.

Das Vorgehen kombiniert bewährte therapeutische Methoden:
Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Fokussierung auf wertegeleitetes Verhalten sowie Förderung von Akzeptanz gegenüber schwierigen Gedanken und Gefühlen. Das Hexaflex fasst die sechs zentralen Prozesse der ACT zusammen. Die ACT-Matrix dient als zentrales Werkzeug, um diese im Alltag umzusetzen.
Achtsamkeitsansätze: Praktiken zur bewussten Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments stärken Reflexionsfähigkeit und Selbststeuerung.
Ein weiterer zentraler Aspekt des gruppentherapeutischen Ansatzes ist die Förderung von Selbstmitgefühl. Suchtverhalten wird häufig von selbstabwertenden Gedanken begleitet, die zu Verzweiflung, Rückzug oder weiterem Konsum führen können. Selbstmitgefühl leitet an, sich mit Mitgefühl statt mit Kritik zu begegnen, eigene Bedürfnisse und Grenzen wahrzunehmen, konstruktiv mit Rückfällen oder schwierigen Momenten umzugehen.

Weitere Hinweise
ACT-Matrix: Die ACT-Matrix dient als zentrales Werkzeug, um Klarheit über Ihre Werte, Hindernisse und Handlungsmöglichkeiten zu gewinnen und diese im Alltag achtsam und bewusst umzusetzen.
Achtsamkeitsübungen: Diese Übungen unterstützen die Anwendung achtsamen Erlebens und Handelns im Alltag. Grundlegende Prinzipien sind Gegenwärtigkeit, das bewertungsfreie Wahrnehmen (Akzeptanz) und Selbstfürsorge.
Selbstfürsorge-Übungen der CFT: Die Momente eigenen Leidens wahrzunehmen und anzuerkennen und sich dabei selbstfürsorglich zu begegnen stärkt die emotionale Resilienz und den Zugang zu eigenen Bewältigungsressourcen.
ABC-Modell (Beck): Zur Analyse dysfunktionaler automatischer Gedanken wird das ABC-Modell genutzt. Es hilft, emotionale Regulationsmechanismen zu verstehen und dysfunktionale Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen. Das ABC-Modell nach Beck oder Ellis bildet vielfach eine Brücke zu ACT und Achtsamkeit.

Neurobiologische Modellvorstellungen: Hilfreich erscheint auch ein grundlegendes Verständnis neurobiologischer Suchtmechanismen. Diese werden anschaulich und gut lesbar beispielsweise von Anna Lembke in „Die Dopamin Nation“ beschrieben. Dort wird erklärt, wie das Belohnungssystem des Gehirns Suchtverhalten bewirkt und dieses System neu einreguliert werden kann („Dopamin-Detox“). Lembke geht auch auf die Rolle von Achtsamkeit, Bereitschaft und emotionalem Schmerz ein.

Zusammenfassung
Die Therapie fördert die Fähigkeit, sich auf persönliche Werte zu fokussieren und Verhaltensweisen zu entwickeln, die einer wertebasierten Lebensführung dienen. Sie werden dabei unterstützt, schwierige Gedanken und Gefühle zu akzeptieren und gleichzeitig Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln, ohne sich von innerer Kritik oder emotionalem Schmerz kontrollieren zu lassen.

Abstinenz wird als Befreiung und als ein aktiver Schritt hin zu einem werteorientierten und mitfühlenden Leben verstanden. Die Integration von Selbstfürsorglichkeit in diesen Ansatz trägt dazu bei, sich selbst Unterstützung und Motivation zu geben.