Das Bewusstsein oder der Geist („mind“) ist wie Wasser – es kann sowohl heilende wie schädliche Inhalte aufnehmen, bleibt aber in seinem Wesen unverändert. So tauchen auch Gedanken und Gefühle auf und verschwinden wieder, machen aber nicht das eigentliche Wesen unseres Geistes aus. Wenn wir uns zu stark mit unseren Gedanken oder Emotionen identifizieren, verlieren wir die Freiheit, uns selbst unabhängig von ihnen zu sehen. Ein flexibler Geist bleibt offen, um sowohl Schmerz als auch Freude aufzunehmen, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Diese innere Distanz schafft Raum für Mitgefühl, sowohl für uns selbst als auch für andere. Die Fähigkeit, Gedanken und Emotionen zu beobachten, ohne sich von ihnen einfangen oder definieren zu lassen, ist eine wichtige Grundlage für psychische Gesundheit. So bleibt der Geist jenseits von seinen jeweiligen Inhalten ein neutraler, stabiler Rahmen oder „Raum“ für unser Erleben. Dieses Gewahrsein kann uns helfen, in schwierigen Momenten ruhig zu bleiben und in guten Zeiten Freude wahrzunehmen.
Vgl. Matthieu Ricard, P. Gilbert, aber auch R. Rotry